22.03.2013

Saarland im Windschatten?

Saarland im Windschatten?

Vor Jahresfrist ließen die Zahlen der saarländischen Bauwirtschaft nach dem Auslaufen der Konjunkturprogramme die Hoffnung aufkeimen, dass die Bauwirtschaft in ihrer Bedeutung als Schlüsselwirtschaftszweig für die gesamte Wirtschaft wiederentdeckt wurde und man aus dieser Erkenntnis heraus auf eine beständige Bautätigkeit setzen durfte.

Diese Hoffnung wurde nicht gänzlich enttäuscht. Das Bild des guten Baujahres 2011 hat im Folgejahr 2012 jedoch einige kleine Schrammen bekommen.

Die saarländische Entwicklung zeigt dabei zunächst deutlich Parallelen zum Vorjahr 2011 auf. Auch in 2012 gingen die  Umsätze im saarländischen Baugewerbe im Vergleich zum Vorjahr zunächst zurück, während der Bund im gesamten Jahr (mit Ausnahme des Mai) kontinuierlich positive Umsatzwerte vermelden konnte. Früher als im Jahr zuvor, nämlich bereits im August 2012, drehten die Umsatzzahlen endlich – wenn auch nur leicht – ins Plus und das Jahresergebnis 2012 wurde nur durch den witterungsbedingt fast kompletten Produktionsausfall im Dezember buchstäblich verhagelt. Wenn also zum Jahresende ein Minus von 0,7 % beim Jahresumsatz zu Buche schlägt, so kann man dennoch von einer roten Null sprechen.

Dass die Stimmung in der Branche das Jahr über belastet war, lässt sich zum einen durch die im letzten Quartal festzustellende Investitionszurückhaltung der Wirtschaft erklären und ist den fehlenden Aufträgen der öffentlichen Hand, vornehmlich im Straßen- und Tiefbau geschuldet. Dass in einer solchen Situation vom Land Bundesmittel am Jahresende nicht in Anspruch genommen werden konnten und zurückgegeben werden mussten, ist gerade für die betroffenen Straßenbau- und Tiefbaufirmen doppelt ärgerlich und darf sich künftig nicht wiederholen.

Zum anderen sind die Auftragseingänge – also die Umsätze der nahen Zukunft – im Saarland das gesamte Jahr über zweistellig im Negativbereich gewesen. Demgegenüber waren die Bundeswerte ständig im Plus und teilweise sogar im zweistelligen Bereich. Die Diskrepanz der saarländischen Zahlen zu den bundesweiten Zahlen lag oftmals bei deutlich über 20 %. Dieses Damoklesschwert deutlich zurückgegangener Auftragseingänge ließ in der Branche keine Ruhe aufkommen und begleitete die saarländischen Baufirmen auch ins Jahr 2013. Dennoch bleibt positiv festzuhalten, dass man anders als im Jahr 2011 im Bundesvergleich die rote Laterne in vielen Bereichen abgeben konnte und beim Umsatz beispielsweise auf einen Mittelfeldplatz im Bundesländerranking vorgerückt ist. Bewegt man sich so gesehen im Windschatten der Branchenentwicklung in anderen Regionen, bleibt die Hoffnung, dass diese Aufwärtsentwicklung und dieser Aufholprozess weiter voranschreitet, man nicht weiter abfällt sondern vielleicht aus dem Windschatten heraus den Positivtrend nach oben fortsetzt.

 

Wie sieht es nun für das Jahr 2013 aus?

Der Wohnungsbau schloss bundesweit im vergangenen Jahr mit einem Umsatzplus von knapp 5 % und einem Plus bei den Auftragseingängen von 9,2 % ab. Für 2013 wird ein Plus von 3,5 % erwartet. Auch im Saarland wird der Wohnungsbau Wachstumsmotor der Bauwirtschaft bleiben. Alle wichtigen Rahmenbedingungen senden unverändert positive Signale: Trotz schwächerer Konjunktur wird mit einem anhaltend hohen Beschäftigungsstand gerechnet, die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte sollen weiter zulegen und die Hypothekenzinsen werden sich von ihren historischen Tiefstständen nicht signifikant entfernen. Darüber hinaus erwarten wir eine Auflösung des Investitionsstaus bei den Sanierungsmaßnahmen, der sich infolge des Streites zwischen Bund und Ländern um die steuerliche Förderung energetischer Sanierungsmaßnahmen gebildet hat. Die vom Bund ersatzweise vorgenommene Aufstockung des Kfw-Gebäudesanierungsprogramms um 300 Mio € auf 1,8 Mrd. € ist zwar erfreulich, wird letztendlich aber nicht die gleichen Marktimpulse setzen, wie es mit der steuerlichen Förderung gelungen wäre. Auch die derzeitige politische Diskussion um staatliche Eingriffe in private Spareinlagen wird manchen Privathaushalt zu Investitionen in Betongold oder Sanierungsmaßnahmen treiben und somit den hohen Trend der Investitionen fortsetzen.

Bundesminister Ramsauer hat zudem weitere Vorschläge zur Ankurbelung des Wohnungsneubaus unterbreitet und ist damit den Forderungen der Verbändeinitiative „Impulse für den Wohnungsbau“ nachgekommen. Zu den Vorschlägen gehört die Fortsetzung der Zahlung der Kompensationsmittel für den sozialen Wohnungsbau in gleicher Höhe über 2014 hinaus, die Wiedereinführung der degressiven Absetzung der Anschaffungskosten über die Steuer ("degressive Afa") und die Aufforderung an die Länder, die Grunderwerbsteuer zu senken. Weiterhin bringt er die Wiedereinführung der Eigenheimzulage, eine Umschichtung von KfW-Mitteln zur Sanierung von Altbauten zum energieeffizienten Bauen und eine Anhebung des Wohngeldes ins Gespräch. Von den angesprochenen Vorhaben ist in der laufenden Legislaturperiode noch die Umsetzung der Umschichtung der KfW-Mittel erwartbar. Die übrigen Vorschläge hängen von der Mitwirkung der Länder im Bundesrat ab.

Die Prognose der Entwicklung im Wirtschaftsbau 2013 fällt aus heutiger Sicht schwer. Die Erfahrung zeigt, dass Auftraggeber in diesem Marktsegment – anders als im Wohnungsbau – auf eine sich abschwächende Konjunktur relativ schnell mit der Stornierung von Aufträgen reagieren oder Baugenehmigungen „auf Eis legen“. Trotz des schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeldes ist die Baubranche für das laufende Jahr verhalten optimistisch: Wir rechnen aus heutiger Sicht für den gewerblichen Bau mit einer Zunahme der baugewerblichen Umsätze im Bauhauptgewerbe von 1 %.

Sorgen bereitet der Tief- und Straßenbau, bei dem alles davon abhängt, dass angesichts der Erkenntnis einer notleidenden Infrastruktur bestehende finanzielle Spielräume genutzt und neue Finanzierungsmöglichkeiten erschlossen werden. Ein positives Signal hat der Bund gesetzt. Die Investitionen in die Verkehrswege werden bundesweit im laufenden Jahr um 600 Mio. Euro aufgestockt. Bei den Gemeinden ist dagegen – nach dem deutlichen Einbruch im Vorjahr – 2013 nur mit einer Stabilisierung der Bauausgaben zu rechnen. Und dies trotz der Tatsache, dass diese mit 3,3 % den höchsten Zuwachs bei den Steuereinnahmen zu erwarten haben. Zwar haben die Kommunen im vergangenen Jahr bundesweit mit einem Überschuss von etwa 2 Mrd. Euro abgeschlossen und auch im laufenden Jahr stehen die Chancen gut, dass die Städte und Gemeinden per Saldo Haushaltsüberschüsse erwirtschaften werden. Allerdings erwarten wir, dass die Mehrzahl der Kommunen diese eher zum Abbau der Verschul­dung, denn für notwendige Investitionen nutzen werden.

Nach den Ankündigungen der Staatssekretäre Barke und Spies vor der Saarländischen Bauindustrie im vergangenen Jahr befürchten die saarländischen Straßen- und Tiefbauer tiefgreifende Einsparmaßnahmen. Neubauprojekte sollen, so die beiden Vertreter der saarländischen Landesregierung, nicht mehr ausgeschrieben werden. Im Zeichen der Schuldenbremse würden lediglich anstehende Sanierungsmaßnahmen geschultert werden. Bleiben die saarländische Landesregierung und die Kommunen also bei ihren restriktiven Sparhaushalten, so sieht es für diese Sparte im Jahr 2013 ganz düster aus.

Sperrfrist:    22. März 2013, 11.00 Uhr

 

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