15.05.2019

Bau bleibt optimistisch

Wie steht es um die saarländische Baukonjunktur zu Beginn des Jahres 2019? Dazu ein kurzer Rückblick auf das Jahr 2018 bzw. auf die vergangenen Jahre: Die seit 2016 gut laufende Baukonjunktur hat im Jahr 2018 an Fahrt weiter zugelegt. Die vor Jahresfrist prognostizierten  (optimistischen) Steigerungsraten wurden teilweise deutlich übertroffen. War die saarländische Bauwirtschaft über Jahre hinweg im Schlepptau der bundesweiten Aufwärtstendenz, so sah es auch im vergangenen Jahr lange Zeit danach aus, dass sich an dieser Situation nichts ändern würde. Mitte des Jahres allerdings hat sich die saarländische Bauwirtschaft aus dem Windschatten des Bundes herausbewegt, zum Überholvorgang angesetzt und sich zum Jahresende 2018 nach vorne abgesetzt. Wer hätte das noch vor einem Jahr gedacht!?

Die Zahl der Beschäftigten stieg im Saarland 2018 um 1,6 %,  der Umsatz um 16,4 % und der Auftragseingang um 12,2 %. Diese Werte liegen sogar teilweise deutlich über dem Bundesschnitt. Im Bund ist nur der Beschäftigungsaufbau mit + 3 % besser gelungen als im Saarland. Im Umsatz (+ 11,3 %) und dem Auftragseingang (+ 12,2 %) liegt zwar der Bund deutlich über den Prognosen vor einem Jahr, aber auch unter den saarländischen Vergleichswerten.

Der Optimismus der Branche für das Jahr 2019 hält an. Zwar liegt der Auftragseingang in den ersten beiden Monaten – saisonbedingt – im Minusbereich, allerdings – und das sehen wir sehr positiv – haben sich unsere Forderungen nach einer Verstetigung der Ausschreibung bei den öffentlichen Auftraggebern offensichtlich durchgesetzt, so dass im Straßenbau und im öffentlichen Tiefbau gute Auftragseingänge zu verzeichnen sind. Darüber hinaus sind die Betriebe durch den relativ moderaten Winter noch in der Abarbeitung von Altaufträgen. Auch der baugewerbliche Umsatz bei den Unternehmen im Saarland mit mehr als 20 Beschäftigten hat in den ersten zwei Monaten gegenüber dem Vorjahr um rund 24 % (bundesweit 13,2 %) zugelegt. Dieser Entwicklung tragen die Unternehmen der Bauwirtschaft Rechnung und bauen weiter Kapazitäten auf: Im Februar waren im Saarland 5.137 Arbeitnehmer bei den Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten registriert. Dies entspricht – kumuliert auf die ersten zwei Monate - einem Plus von 3,3 % gegenüber dem Vorjahreswert. Im Bund waren dies sogar 5,9 %.

Kapazitäten konstant aufgebaut!

Seit einiger Zeit sieht sich die Bauwirtschaft  zunehmend mit dem Vorwurf konfrontiert, dass ihre Kapazitäten „erschöpft“, die Baubranche den ihr gestellten Anforderungen nicht Folge leisten kann, keine Handwerker zu erhalten sind und sich darüber hinaus die Bauleistungen verteuert hätten.

Die Bauunternehmen haben deutschlandweit ihre Kapazitäten in den vergangenen neun Jahren um rund 130.000 Beschäftigte ausgeweitet. Für 2019 erwartet die Branche sogar einen Anstieg auf insgesamt 850.000. Im Saarland wurden ebenfalls die Beschäftigtenzahlen erhöht, und zwar auf 9.497. Dies entspricht einem Plus von rund 8 % in den vergangenen 5 Jahren. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in der Bauwirtschaft konnte nochmals um 3,5 % auf 238 erhöht werden. Die Branche arbeitet also auf Hochtouren, die hohe Nachfrage an Bauleistungen auch weiterhin zu bedienen. Vor diesem Hintergrund ist die Kritik, dass aktuelle Baupreissteigerungen oder weniger Angebote auf ö?entliche Ausschreibungen allein auf einen Kapazitätsmangel am Bau zurückzuführen sind, nicht haltbar.

Bezüglich der Rückschlüsse  vieler ö?entlicher Auftraggeber, dass weniger Angebote auf ö?entliche Ausschreibungen auf Kapazitätsengpässe zurückzuführen sei, nur zwei Dinge: Die Aufforderungen seitens der öffentlichen Auftraggeber zur Abgabe von Angeboten werden weiterhin ernst genommen.  Aufgrund der hohen Nachfrage schauen die Unternehmen heute genauer hin, unter welchen Bedingungen Aufträge ausgeschrieben und umgesetzt werden. Daher erscheint der ö?entliche Auftrag auf den ersten Blick oftmals unattraktiver als der private.  Gründe dafür sind in  einem hohen bürokratischen Aufwand, langwierigen und komplizierten Ausschreibungsverfahren, aber auch fehlenden Kapazitäten in den Bauämtern zu sehen. Steht jedoch eine fundierte und qualifizierte Ausschreibung aus, wird diese in der Regel genauso sorgfältig bearbeitet und Angebote abgegeben. Dabei spielt natürlich der Faktor Zeit eine große Rolle.

Die aktuellen Preissteigerungen sind größtenteils auf Veränderungen auf der Kostenseite zurückzuführen. Immerhin hat sich der Preis für Betonstahl seit Januar 2016 um 50 % erhöht, der Preis für Bitumen im Straßenbau hat sich sogar mehr als verdoppelt. Zusätzlich musste die lohnkostenintensive Baubranche eine Erhöhung der Tari?öhne um 5,7 % verkraften. Trotz dieser Entwicklung haben die Baupreise 2018 insgesamt nur um 4,5 % zugelegt. Auf der Zeitachse - mit Beginn der Baukrise 1995 - liegt die Preisentwicklung auch weiterhin unter den Verbraucherpreisen.

In der Diskussion wird zudem nicht berücksichtigt, dass die Preisentwicklung auch eine Normalisierung darstellt. In den Jahren der Baukrise haben sich die Unternehmen an der Preisuntergrenze bewegt. Erstmals seit langem sind wir heute wieder in der Lage, die Risiken des Baugeschäfts angemessen zu bepreisen und die schwache Eigenkapitalbasis zu stärken. Dies zahlt sich am Ende auch für den Aufraggeber aus, der nicht mehr mit den enormen Insolvenzrisiken im Bauhauptgewerbe rechnen muss, die in der Vergangenheit viele Bauprojekte in Schie?age gebracht haben.

 

Vorsorge für künftige Entwicklungen treffen!

Die für das Bauen günstigen Rahmenbedingungen sind unverändert gut. Gefahren drohen derzeit von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung und damit in der zeitlichen Folge auch für die Bauwirtschaft.

Solch gute Zeiten müssen aber auch genutzt werden! Genutzt werden für dringend erforderliche Reformen, um für künftig schwieriger werdende Zeiten gerüstet zu sein. Die die Baukosten treibenden Faktoren müssen beseitigt werden. Dazu zählt in erster Linie eine deutliche Reduzierung der immer komplizierter werdenden, überbordenden kaum noch zu beherrschenden hoheitlichen Bestimmungen. Man spricht von über 20.000 solchen Regelungen; 4-mal so viel wie vor 30 Jahren. Eine Vereinheitlichung, beispielsweise der Landesbauordnungen, tut ebenfalls Not. Hier könnte sich das Saarland als Vorreiter präsentieren und die notwendigen (Minimal-)Standards ausarbeiten und festlegen. Die Bürokratie ist von den Firmen kaum noch zu bewältigen und muss dringend abgebaut werden. Auch auf der Seite des Brandschutzes besteht dringender Handlungsbedarf.

Die aktuell günstige Einnahmesituation der Öffentlichen Hand muss verstetigt werden; dies gilt insbesondere im Saarland vor allem für einen der größten Auftraggeber unserer Mitgliedsunternehmen, die Kommunen. Über wiederkehrende Straßenausbaubeiträge in den Gemeinden ließe sich diese Verstetigung mit herbeiführen. Wenn die Ende Mai neu gewählten Kommunalvertreter weiter zögern sollten, das Ihrige zu tun, um wenigstens auf diesem wichtigen und zentralen Handlungsfeld der Kommunalpolitik für eine Verbesserung zu sorgen, muss das Land entsprechende Vorgaben machen. Getragen wird der Optimismus der saarländischen Bauwirtschaft auch davon, dass sie die saarländische Politik an ihrer Seite sieht.  Dies hat an ihrer Spitze in beeindruckender Deutlichkeit Ministerpräsident Tobias Hans am Tag der Saarländischen Bauwirtschaft 2018 in einem sachlich fundierten Plädoyer für die Anliegen der Branche dokumentiert. Dennoch gilt auch hier: Politiker nicht an Worten, sondern an Taten messen!

Bauwirtschaft investiert in Ausbildung und Fachkräfte!

Die Bauwirtschaft blickt weiterhin positiv in die Zukunft: der Aufwärtstrend, dank auch des von der Landesregierung angekündigten „Jahrzehnts der Investitionen“ wird anhalten, der Investitionsstau nach und nach abgearbeitet und auch im privaten Sektor wird es in den nächsten Jahrzehnten weiterhin hohen Bau-Bedarf geben. Die Bauwirtschaft investiert daher weiter in ihren Nachwuchs und in die Fachkräfte, die es heute – in Zeiten des Fachkräftemangels – zu halten und weiterzuqualifizieren gilt.

Vor fast auf den Tag vor 10 Jahren, am 29. April 2009, erfolgte die Grundsteinlegung für unsere Außenstelle unseres Ausbildungszentrums, in der wir uns derzeit befinden. Mit ihrer Inbetriebnahme im Jahr 2012 hat der Arbeitgeberverband der Saarländischen Bauwirtschaft in seinerzeit noch sehr schwierigem wirtschaftlichem Umfeld ein deutliches Zeichen gesetzt.

Dieser erste Bauabschnitt mit einem Volumen von etwas über 7 Millionen Euro wurde seinerzeit mit Mitteln des Bundes und des Landes gefördert. Mit dem Neubau unseres Internats und der Verwaltung ersetzen wir den Altbau, der nicht nur in seiner Ausstattung nicht mehr zeitgemäß ist, sondern auch den energetischen Anforderungen der heutigen Zeit nicht mehr entspricht. Diesmal verzichten wir auf die Inanspruchnahme von Fördermitteln und stemmen diesen Neubau mit einem Volumen von rund 6 Millionen Euro aus Eigenmitteln.

Mit dem Neubau sollen insbesondere auch die Bereiche Fort- und Weiterbildung einen weiteren Impuls erhalten. Seit Jahren ist dieser Bereich für unser Ausbildungszentrum immer wichtiger geworden und besteht in den Firmen ein immer höherer Bedarf an Führungskräften. Seit Jahren richtet unser Ausbildungszentrum bereits Vorarbeiter und Werkpolier-/Werkschachtmeisterkurse aus; dies nicht nur für die saarländischen Unternehmen, sondern auch über die Landesgrenzen hinaus für die pfälzer Kollegen.

Aber auch inhaltlich verändern sich die Anforderungen an den Berufsnachwuchs. An dem Thema Digitalisierung führt auch in diesem Bereich kein Weg vorbei. Aus gutem Grund hat daher unser Ausbildungszentrum einen Förderantrag mit einem Volumen rund 750.000 € (Digitalisierung der Ausbildung) beim Bundesinstitut für Bildung gestellt.

Dies zeigt, dass wir in unserem Ausbildungszentrum uns den Anforderungen der Zukunft stellen. Wir hoffen und wünschen, dass sich der Trend fortsetzt und wir die Jugend davon überzeugen können, auch ihre Zukunft in einem Bauberuf zu suchen. Am kommenden Freitag wollen wir das zum wiederholten Male im Rahmen unseres Bau-Infotages auch den Schülerinnen und Schülern der saarländischen Schulen vermitteln. Wir erwarten rund 1.000 interessierte Jugendliche .

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