27.01.2022

Saarländische Bauwirtschaft für 2022 weiterhin optimistisch

• Weiterhin gute bis zum Teil sehr gute Auftragslage und Auslastung bei KMUs • Bremsspuren durch Mangel an Materialien und Fachkräften • Stopp der KfW-Förderung mit katastrophalen Auswirkungen für den Bau • Bauwirtschaft legt Wahlprüfsteine zur Bundestagswahl vor

Die Erhebungen des Statistischen Bundesamtes zur Bauwirtschaft liegen bis einschließlich November 2021 vor. Das Saarland hat danach mal wieder die „Rote Laterne“.  Alle Indikatoren (außer ein minimales Plus beim Auftragseingang) sind negativ. Die Tendenz der letzten Monate setzt sich insofern fort. Dennoch herrscht keine Alarmstimmung in der saarländischen Bauwirtschaft. Die Betriebe melden eine gute bis zum Teil sehr gute Auftragslage und Auslastung. Dies gilt insbesondere für die kleinen und mittleren Unternehmen, vornehmlich also die handwerklichen Betriebe.

Die Bremsspuren bei der wirtschaftlichen Entwicklung wurden in 2021 im Wesentlichen verursacht durch die fehlende Verfügbarkeit von Materialien und den Mangel an Fachkräften. Auch die Preisentwicklung trug ihren Teil dazu bei. Bundesweit ging der Auftragseingang im Wohnungsbau in den letzten beiden Monaten deutlich zurück (nominal um 4,5 %, real sogar um 15,4 %). Es ist davon auszugehen, dass dies die Reaktion privater Häuslebauer auf die Preissituation am Markt ist (im Saarland betrug der Rückgang insofern nominal sogar minus 17,2 %).

Der an diesem Montag aus heiterem Himmel verfügte Stopp der KfW-Förderung wird diese Entwicklung sicher noch verschärfen.

Für die fehlende Verfügbarkeit von Baumaterialien und die Preisexplosion bei den Baustoffen waren im vergangenen Jahr viele Gründe verantwortlich. Dies wurde schon mehrfach thematisiert.

Aktuell ist beispielsweise der Erzeugerpreis für Bauholz um 59,4 % über dem Niveau von Dezember 2020. Die Preise für Betonstahl in Stäben hat binnen Jahresfrist 57,4 % zugelegt.  Zum Jahresende 2021 konnte allerdings eine leichte Preisberuhigung bei einzelnen Baumaterialien festgestellt werden. So sank der Erzeugerpreis für Bauholz im Dezember binnen Monatsfrist um 12,8 %, das war der dritte Rückgang in Folge. Auf Betonstahl in Stäben trifft diese Entwicklung zwar derzeit noch nicht zu, dennoch wird von einer Preisberuhigung und möglicherweise Entspannung der Situation im ersten Halbjahr 2022 ausgegangen.

Die starken Baumaterialpreissteigerungen führten im vergangenen Jahr zu einem Preisanstieg beim Neubau von Wohngebäuden im Jahresdurchschnitt von 9,1 %. Die Baupreise sind damit deutlich stärker gestiegen als die Verbraucherpreise allgemein (3,1 %). Neben dem Anstieg der Rohstoffpreise hatte dabei insbesondere auch die Absenkung der Mehrwertsteuer im 2. Halbjahr 2020 eine Rolle gespielt. Ohne Mehrwertsteuer und damit ohne Basiseffekt hätten die Neubaupreise für Wohngebäude 2021 nur 7,7 % zugelegt.

In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass in vielen Fällen die plötzlichen und unerwarteten Preissteigerungen zum März 2021 von vielen Unternehmen nicht an ihre Kunden weitergegeben werden konnten. Es fehlte grundsätzlich an sogenannten Preisgleitklauseln, so dass die Unternehmen die Steigerungen für Verträge, die vor diesem Zeitpunkt abgeschlossen waren, selbst verkraften mussten.

Die Stundenverrechnungssätze der Unternehmen an sich haben sich nur moderat nach oben bewegt, zumal die Tarifabschlüsse der Branche ebenso moderat waren. Durch den langfristigen Tarifabschluss hat die Branche tarifliche Lohnsteigerungen bis Mitte 2023 von rund 2 % jährlich.

Die Mehrzahl der Unternehmen klagt über einen Mangel an Personal, insbesondere Fachpersonal. Dabei hat die Branche gerade im Saarland in den letzten Jahren in diesem Bereich viel investiert. Erinnert sei an die statistischen Werte der Beschäftigtenzahl im saarländischen Baugewerbe von vor 5 bzw. 6 Jahren. Damals ging die Zahl der im Saarland beschäftigten Arbeitnehmer auf den Wert von 8.000 zu. Heute haben wir wieder gut 10.000 Beschäftigte im saarländischen Baugewerbe. Auch die Ausbildungszahlen steigen beständig. In 2021 konnte die Ausbildungsquote im 7. Jahr in Folge gesteigert werden.

Grundlage für diese Anstrengungen ist die Erwartung der Unternehmen in die zukünftige Entwicklung. Deshalb gilt es, diese offenkundig positiven Erwartungen, die sich wie gesagt im Beschäftigungsaufbau und in der Ausbildungsleistung der Unternehmen niederschlagen, nicht zu enttäuschen.

Da politische Rahmenbedingungen und die öffentliche Hand als wichtigster Auftraggeber hierfür ganz maßgeblich mit verantwortlich sind, hat die saarländische Bauwirtschaft in sogenannten Wahlprüfsteinen zur bevorstehenden Landtagswahl ihre Forderungen an die Landespolitik zusammengefasst und wird sie den Parteien mit der Möglichkeit zur Stellungnahme übermitteln.

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