23.03.2023

Wohnen auf dem Land muss attraktiver werden

Saarländische Bauwirtschaft begrüßt Millionenförderung für die Dorfentwicklung

„Auch in einem schönen, kleinen Dorfcafé im nördlichen Saarland schmeckt der Cappuccino“ meint RA Christian Ullrich, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes der Bauwirtschaft des Saarlandes (AGV Bau Saar), augenzwinkernd und spielt damit auf das „Cappuccino-Förderprinzip“ an, das Umweltministerin Petra Berg und Innen- und Bauminister Reinhold Jost in dieser Woche vorgestellt haben. Danach müssen Kommunen bei Förderungen zur Dorfentwicklung lediglich noch einen geringen Eigenanteil von zehn Prozent erbringen – vergleichbar mit den Schokostreuseln auf einem Cappuccino. Für die Dorfentwicklung will das Saarland insgesamt 28 Millionen Euro zur Verfügung stellen.

 

Der richtige Schritt zur richtigen Zeit, so Ullrich weiter, allerdings auch bitternötig. Die Investitionsausgaben der saarländischen Kommunen liegen bei weniger als der Hälfte des Bundesdurchschnitts - in Bayern wird das Dreifache investiert.

 

Die saarländischen Kommunen haben daher erheblichen Nachholbedarf. Insbesondere weil auch der ländliche Raum, im Gegensatz zu den Ballungsgebieten, erhebliches Wohnraumpotenzial bietet. Zu Recht wirbt daher Bundesbauministerin Geywitz dafür, dass insbesondere Familien wieder aufs Land ziehen. Im ländlichen Raum stehen in Deutschland schätzungsweise 1,7 Millionen leerstehende Wohnungen zur Verfügung, so die Bundesbauministerin.

 

Gerade auch im Saarland bietet das Wohnen auf dem Lande erhebliches Potenzial. Nach Erhebungen des Pestel-Instituts über den Wohnungsmarkt im Saarland gibt es erhebliche Leerstände im Bereich von Zweifamilienhäusern. In manchen Regionen stehen ein Drittel bis sogar die Hälfte dieser Wohnungen dem Mietmarkt nicht zur Verfügung. Auch gibt es im ländlichen Raum nicht wenige Schrottimmobilien, um die sich die Eigentümer nicht mehr kümmern, sowie bebauungsfähige Grundstücke, die von den Eigentümern über Jahrzehnte brach liegen gelassen werden. „Das Saarland ist eine hochattraktive Region zum Leben und Arbeiten“, so Ullrich weiter. „Allerdings sind in manchen Regionen die Dorfzentren mittlerweile so unattraktiv, dass man sich schwertut, neue Bürgerinnen und Bürger für sich zu gewinnen“. Es ist an der Landespolitik, auch den ländlichen Raum attraktiver zu gestalten; die Millionenförderung für die Dorfentwicklung ist ein erster wichtiger Schritt. Es muss allerdings den Kommunen auch gelingen ihre Bürger dazu zu bewegen, Schrottimmobilien, insbesondere in den Dorfzentren, zu sanieren bzw. abzureißen und neu aufzubauen. Dazu bedarf es weiterer Fördermittel, aber auch den kommunalpolitischen Willen. Auch die Bebauungspflicht von bebauungsfähigen Baulücken darf kein Tabuthema sein. Hier wäre die Einführung eines Baulückenkatasters ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.

 

Maßgeblich für die Attraktivität der Dörfer ist selbstredend neben einer hervorragenden Infrastruktur auch ein guter ÖPNV. Auch hier besteht im Saarland sicherlich noch Nachholbedarf.

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