22.02.2012

Grüne Industrie

Entgegen der landläufigen Meinung, die Baustoffindustrie mit ihren Gruben für den Abbau von Sand, Kies und weiteren Primärrohstoffen sei eine Industrie der Ausbeutung, der Naturverschmutzung und der Eingriffe in die Natur, hat ein Umfrageergebnis zutage gefördert, dass auf den nur temporär ausgelegten Abbau von Primärrohstoffen - bezogen auf die Gesamtfläche - im Saarland lediglich 0,6 ‰ Flächenverbrauch entfallen. Erhebliche Naturschutzflächen sind heute ehemalige Kies- und Sandabgrabungsstätten.

Deutschland gehört zu den Industriestaaten mit einem hohen Pro-Kopf-Verbrauch an Steine- und Erden-Rohstoffen. Im Saarland werden pro Kopf jährlich rund 7 bis 8 t verbraucht. Rund 53 % der Mengen werden für öffentliche Infrastrukturvorhaben im Hoch- und Tiefbau verwendet. Auch in Zukunft wird die Bauwirtschaft zur Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum und zum Ausbau und Erhalt der öffentlichen Infrastruktur Baukiese und Bausande, weitere Primärrohstoffe sowie Spezialsande auf hohem Niveau brauchen. In der aktuellen Diskussion um die nachhaltige Entwicklung wird häufig argumentiert, dass anstelle von Sanden und Kiesen der Bedarf an mineralischen Rohstoffen mit Recycling-Rohstoffen gedeckt werden sollte. Von den anfallenden Bauabfällen werden bereits 70 % recycelt. Von den verbleibenden anderweitig verwerteten bzw. beseitigten Mengen lässt sich aus qualitativen Gründen nur ein kleiner Teil zusätzlich recyclen. Die zusätzlich zur Verfügung stehenden Massen sind sowohl qualitativ als auch quantitativ auf ca. 10 % begrenzt.

Abbau von Primärrohstoffen als volkswirtschaftliche Komponente

Primärrohstoffe stellen standortgebundene, einmalige und mittelfristig nicht austauschbare natürliche Ressourcen dar. Daher ist deren Sicherung für den Abbau eine dringende und unverzichtbare volkswirtschaftliche Notwendigkeit. Die Lagerstätten von Kiesen, Sanden und weiteren Primärrohstoffen werden jedoch in immer größerem Umfang überplant. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die ortsnahe Gewinnung von Primärrohstoffen ökologisch den Vorteil hat, dass Ferntransporte weitgehend vermieden werden (Ökobilanz!). Bundesweit liegt die durchschnittliche Entfernung, über die Primärrohstoffe transportiert werden, bei rund 35 Kilometer. Von den im Saarland jährlich pro Kopf benötigten 7 – 8 t an Rohstoffen werden jedoch vor Ort nur 5,5 t pro Kopf p.a. produziert, d.h. der restliche Bedarf muss importiert werden.

Kritiker des Abbaus von Kies, Sand und weiterer Primärrohstoffe weisen darauf hin, dass der Abbau zu einem hohen Flächenverbrauch führt. Dabei wird der tatsächliche Flächenverbrauch maßlos überschätzt. Die derzeit zum Abbau zur Verfügung stehenden genehmigten Flächen belaufen sich saarlandweit auf 156 ha. Dies ist die Größe von drei durchschnittlichen landwirtschaftlichen Betrieben mit insgesamt 10 - 12 Beschäftigten. In der Baustoffindustrie sind bei gleicher Fläche im Saarland rund 1.000 Beschäftigte tätig. Setzt man die Gesamtfläche des Saarlandes von 2.586,7 km2 mit den durch die mineralische Rohstoffindustrie derzeit im Abbau stehenden Flächen von 1,56 km2 ins Verhältnis, so liegt der Flächenbedarf im Promillbereich (0,6 ‰).

Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass auch in den kommenden 30 Jahren gerade einmal 300 ha Abbauflächen benötigt werden, um die Marktversorgung sicherzustellen. Dies entspricht einem Flächenbedarf von 10 ha jährlich bei gleichzeitiger Wiedernutzbarmachung stillgelegter Flächen von mehr als 9 ha jährlich.

Baustoffindustrie = grüne Industrie

Abbauflächen für Primärrohstoffe werden nicht auf Dauer, sondern nur temporär während der Abgrabung genutzt. Danach werden sie der Natur zurückgegeben, also rekultiviert oder renaturiert. Der Naturschutzwert bzw. ökologische Wert ist nach der Rekultivierung in der Regel höher als zuvor. Heute sind viele Naturschutzflächen, die früher nicht als Naturschutzgebiete ausgewiesen waren, ehemalige Kiesabgrabungsstätten. Im Saarland gibt es mittlerweile allein mehr als 120 deklarierte Naturschutzgebiete. Mit einem Anteil von 4,1 % gemessen an der Gesamtfläche, liegt das Saarland weit über dem Bundesdurchschnitt von 3,6 %. Über 230 ha abgebauter Flächen wurden bereits wieder hergestellt. In den kommenden 15 bis 30 Jahren werden im Saarland rund 470 ha weitere Abbauflächen rekultiviert bzw. wieder nutzbar gemacht. 

Als gelungenes Beispiel für gelungene Renaturierung bzw. Rekultivierung kann - unter zahllosen weiteren - die Schaffung hochwertiger Biotope in der Gemeinde Nalbach genannt werden. Bei einem 2011 durchgeführten Monitoring konnte festgehalten werden, dass sich auf diesen Flächen trotz andauerndem Abbau hochwertige und nachhaltige Biotope gebildet haben, wo neben zahlreichen Amphibien, Reptilien und Insekten 46 Vogelarten gezählt wurden. Für mehr als 4000 Stare diente diese Biotopfläche als Sommerschlafplatz. Ein weiteres Beispiel ist das gemeinsam mit dem NABU realisierte Projekt „Gemeinsam für den Uhu“

Agenda 2040 – Baustoffe aus der Region

Die Rohstoffsituation im Saarland bereitet seit einiger Zeit große Sorgen. Ob es sich nun um erschwerte Genehmigungsverfahren bei Abbauvorhaben, um den geplanten Abbaustopp von Rohstoffen im Nordsaarland oder die zunehmende Ausrichtung des Umweltministeriums unter der Ägide der ehemaligen Umweltministerin Dr. Peter in Richtung Tourismus handelt – Rohstoffe scheinen im Saarland eine schwindende Bedeutung und somit eine schwierige Zukunft zu haben. Darüber hinaus gibt es im Saarland keinen Rohstoffplan, der ein langfristiges Konzept zur Versorgung der saarländischen Bevölkerung festschreibt. Ganz unabhängig von den Aussagen des Kreislaufwirtschaftsgesetzes zum Thema Baustoffrecycling.

Innerhalb der kommenden 10 Jahre läuft der Abbau von 50 % der derzeit genehmigten Rest- und Abbauflächen aus. Sollten keine weiteren Flächen genehmigt werden, sieht es für die saarländische Baustoffindustrie „düster“ aus. Bundesweit müssen bereits viele Unternehmen der Baustoffindustrie mangels genehmigter Abbauflächen schließen.

Die Mitglieder des VBS – Verbandes der Baustoffindustrie Saarland starten daher im Jahr 2012 eine Rohstoffinitiative unter dem Namen „Agenda 2040 – Baustoffe aus der Region“. Mit fundierten Daten, einer Broschüre „Rohstoffe im Saarland“, Presseartikeln und Gesprächen mit Ministerien und zuständigen Behörden soll gezielte Informationspolitik betrieben, die öffentliche Akzeptanz gestärkt und die durch Verunsicherung resultierende verzögerte Bearbeitung durch Behörden  verbessert werden. Im Rahmen einer zu vergebenden Diplomarbeit sollen wertvolle Daten und Fakten rund um Abbau, Rekultivierung und Renaturierung zusammengestellt und aufgearbeitet werden.

Die Initiative „Agenda 2040 – Baustoffe aus der Region“ steht für die Sicherung des Abbaus als dringende und unverzichtbare volkswirtschaftliche Notwendigkeit, sie steht aber auch für die Bedeutung der Baustoffindustrie als grüne Industrie mit ihren Maßnahmen zum Naturschutz und ihren vielfältigen Renaturierungs- und Rekultivierungsbemühungen.

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