22.03.2013

Sichere Zukunft am Bau

Qualifiziertes Personal zu suchen – und vor allem zu finden – stellt sich in Deutschland im Jahr 2012 (nicht nur für die Bauwirtschaft) als zunehmend schwierige Aufgabe dar. Besonders im Saarland, wo die Einwohnerzahl der zwischen 20- und 65-jährigen bis 2030 um 1/5 schrumpfen  wird, während der vergleichbare Wert für ganz Deutschland etwa 13 % beträgt, droht ein massiver Fachkräftemangel. Weil die geburtenstarken Jahrgänge 1950 bis 1965 nach und nach ins Rentenalter kommen, scheiden jährlich rund 15.000 Menschen aus dem Arbeitsleben aus. Angesichts dieser bedrohlichen Entwicklung wurde bereits im Oktober 2011 zwischen Politik, Arbeitgebern, Gewerkschaften und Wirtschaftskammern ein Pakt zur künftigen Fachkräftesicherung beschlossen. Alle Beteiligten sind sich darin einig, dass das Fachkräfteproblem ohne Zuwanderung ins Saarland nicht lösbar sein wird.

Nachwuchsgewinnung

Zunehmend Probleme bereitet auch die Nachwuchsgewinnung am Bau, wo es zuletzt mehr Lehrstellen als geeignete Bewerber gab. Unter dem Strich ist die Zahl der Neuverträge 2012 leicht gesunken. Mit bundesweit nur noch knapp  12.000 neuen Ausbildungsverträgen reicht die gegenwärtige Zahl der Ausbildungseinsteiger nicht mehr aus, um die altersbedingten Abgänge auszugleichen. Wie in den Jahren zuvor waren vor allem die klassischen Bauberufe Maurer, Zimmerer oder Hoch- und Tiefbaufacharbeiter gefragt. Auch im Saarland war die Gesamtzahl der in der Bauwirtschaft neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Vergleich zum Vorjahr rückläufig (267 in 2012 gegenüber 280 im Jahr 2011). Beachtenswert ist die Zahl der offenen Lehrstellen im Saarland: Lag die Zahl in früheren Jahren bei rund 40, so hat sie sich im Jahr 2012 mit 90 offenen Stellen mehr als verdoppelt.

Die Unternehmen mussten sich in den letzten Jahren auf eine ganz neue Situation einstellen. Schalteten sie früher Printanzeigen und erhielten eine ausreichende Zahl an passenden Bewerbungen, so stellt es sich zunehmend schwierig dar, überhaupt geeignete Bewerbungen zu erhalten. Aus einem Verkäufer- ist sozusagen ein Käufermarkt geworden. Potenzielle Azubis können sich ihre künftigen Arbeitgeber aussuchen. Dabei verfügt die Bauwirtschaft in den 18 Bau-Berufen über ein attraktives und weitreichendes Aus- und Fortbildungsangebot zum Facharbeiter, Gesellen bis hin zum Meister und Ingenieur. Während der Ausbildung kann der eingeschlagene Bildungsweg jederzeit korrigiert und ergänzt oder auch bis hin zum Ingenieur ausgebaut werden. In den dualen Studiengängen können sogar Studium und Gesellenbrief kombiniert werden – am Ende stehen zwei vollwertige Abschlüsse. Bei erfolgreichem Abschluss ist eine Übernahme praktisch garantiert.

Speziell kleinen und mittleren Unternehmen bietet das 2012 ins Leben gerufene Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie als Teil einer bundesweiten Fachkräfteoffensive Hilfestellungen an. Wertvolle Unterstützung leistet auch das hiesige Ausbildungszentrum der saarländischen Bauwirtschaft mit regelmäßiger Beteiligung an Berufs- und Informationsveranstaltungen, Messen, Schülerinformationstagen und Führungen u. ä. Aktionen. (Weitere Informationen und Bildmaterial zu den einzelnen Aktionen finden Sie in unserem Geschäftsbericht ab Seite 30 und unter www.abz-bau-saar.de). Eine Positivwerbung sind auch die Landesleistungswettbewerbe und die darauf aufbauenden Bundes-, Europa- und Weltmeisterschaften, in denen das Saarland in den vergangenen Jahren zunehmend gut vertreten ist. So nimmt der saarländische Stuckateur Philipp Becker als 2. in den Ausscheidungswettkämpfen derzeit am Trainingscamp für die Weltmeisterschaften in Leipzig teil.

Die saarländische Stuckateurinnung hat in diesem Frühjahr, nachdem 16 Unternehmen händeringend nach geeigneten Bewerbern gesucht haben, eine große Ausbildungsoffensive mit Kino- und Radiowerbung sowie Bus-, Print- und Onlinewerbung gestartet. Im Herbst dieses Jahres wird der AGV Bau Saar – in Anlehnung an die Stuckateurkampagne in diesem Frühjahr – eine große Bau-Azubi-Kampagne starten.

Eine gute Resonanz bringen naturgemäß die neuen Medien: Vertreten nicht nur im Internet, sondern auch auf Facebook haben sowohl das Ausbildungszentrum als auch die Stuckateure ein großes Feedback und Positivwerbung erhalten.

Mit seiner engen Verbindung zur Hochschule für Technik und Wirtschaft fördert der AGV Bau Saar seit Jahren auch die Ausbildung von jungen Bauingenieuren.

Fachkräftequalifizierung

Mit einer auf 2 Jahre ausgelegten Umschulung für Langzeitarbeitslose hat das Ausbildungszentrum im Herbst 2012 einen vielversprechenden Versuch gestartet, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Gemeinsam mit dem DGB-Berufsbildungswerk bfw werden mit finanzieller Unterstützung der Agentur für Arbeit Saarland rund 20 Umschüler in den Berufen Maurer, Fliesenleger, Stuckateur und Straßenbauer ausgebildet. Neben fachpraktischer und -theoretischer Ausbildung im hier im Ausbildungszentrum bzw. der bfw-Bildungsstätte in Saarbrücken beinhaltet die Umschulung auch individuellen Stütz- und Förderunterricht sowie eine intensive Prüfungsvorbereitung und Bewerbertraining zur Verbesserung der Vermittlungschancen.

Aufstiegsfortbildung

Auch nach ihrer eigentlichen Berufsausbildung erhalten die Beschäftigten in der Bauwirtschaft berufliche Perspektiven für ihr ganzes Arbeitsleben. Um den Verbleib von Fachkräften in der Branche zu sichern und neue Fachkräfte hinzu zu gewinnen,  haben die Spitzenverbände der Bauwirtschaft und die IG BAU die Aufstiegsfortbildung der Bauwirtschaft überarbeitet.

Erstmalig ist es hier den Tarifvertragsparteien gelungen, ein bundeseinheitlich geregeltes Aufstiegsfortbildungssystem für den gewerblich-technischen Führungskräftenachwuchs zu entwickeln. Dabei wurde den gestiegenen Anforderungen der Branche an die Qualifikation des Baumanagements in den Bereichen Baubetrieb, Bautechnik, berufs- und arbeitspädagogische  Qualifikationen sowie Mitarbeiterführung und Personalmanagement Rechnung getragen.

Sperrfrist:    22. März 2013, 11.00 Uhr

Mitglieder Login

Anmelden